Benji,
der verschreckte Schmuser
Jeder Katzenhalter wünscht sich, dass sein
vierbeiniger Freund so lange wie möglich gesund und fit bleibt.
Leider ist es Benji nicht so gut ergangen.
Wieder
mal ein Autounfall. Wieder mal kein Besitzer, der Benji vermisst
und im Tierheim nachfragt. Wieder mal ein Kater, der nicht nur
Schmerzen erleidet, sondern sich mit Trennung und Trauer im Herzen
herumquält. Warum wird er nicht gesucht?

Benji
gruselt sich unendlich in seiner Box, er kommt nicht raus und
isst auch nicht. Niemand hat ihn stehen sehen und schaut man in
die Höhle, faucht er.Dann
die Frage, hält die Kapsel des Oberschenkels? Steht er, der
doch nicht stehen darf, denn der Trümmerbeckenbruch verlangt
eine Ruhigstellung.
Eine nächste Kontrolluntersuchung rückt näher.
Meine Aufgabe ist es, den verschreckten Kater handzahm zu machen,
damit er für das Röntgen nicht narkotisiert werden muß.
Desweiteren habe ich vor, vorbeugend gegen eventuelle Sehnenverkürzungen
durch die Ruhigstellung zu arbeiten. Aber dazu muß der fauchende
Benji erstmal aus seiner Höhle heraus.

Das Prozedere ist zeitintensiv und braucht Geduld. Ich schnappe
mir ein Buch, schiebe "die fauchende Höhle" in
die Ecke der Box, klettere hinein und beginne laut vorzulesen.
Ein philosophischer Text eignet sich dabei am Besten.... meine
Gedanken dazu trage ich vor... und irgendwann hört die Höhle
auf zu fauchen. Mit Stimme und Ruhe im Herzen schleiche ich mich
langsam zum Kater vor.
Drei
Tage später läßt er sich rausziehen...
und liegt panisch in der Ecke. Es zeigt sich, dass er die Wunden
des Autounfalls aufleckt... und einen Trichter kann er nicht anziehen,
da er in Panik gerät und dann springt. Und genau dass soll
er ja nicht. Die Wunden werden behandelt.

Nach einem weiteren monoton vorgelesenem Kapitel kann ich ihn
streicheln und er gruselt sich nur noch etwas...und läßt
sich anfassen...und kann geröntgt werden.

Benji
lernt mich schnell kennen, faßt Vertrauen, und entpuppt
sich als ein Schmusekater. Mittlerweile kommt er von alleine aus
seiner Höhle gekrochen, begrüßt mich und fordert
das Bauchkraulen!
Ich frage mich wieder mal, warum wird er nicht gesucht?
Benji
wird noch ein viele Wochen im Tierheim Darmstadt bleiben, falls
der Oberschenkelkopf entfernt wird, muß er trainiert werden.
Dazu muß aber erstmal das Becken verheilen. Gegen Liegeschäden
arbeite ich mit Überköten- Dehnungen der Ballen. Gegen
die Langeweile gibt es wieder ein Kapitel aus einem Buch. Gegen
Seelenschmerz eine Runde Knuddeln... und siehe da, Benji frißt
gut, liegt entspannt in der Box.

Vielleicht wird er ja doch gesucht...
vielleicht wurde er nur noch nicht gefunden?